Rezension zu „Die 101 wichtigsten Fragen – Rassismus“ von Susan Arndt, Taschenbuch, 12. März 2015


Die Literaturprofessorin Susan Arndt analysiert und thematisiert in ihrem Buch das brisante Phänomen des Rassismus auf eine anschauliche und kompakte Weise. Die nicht einfache Aufgabe, die vielfältigen Aspekte des Rassismus (im Hinblick auf Geschichte, Politik, Religion, Sprache …) in einem Katalog aus 101 Fragen zu behandeln und zu erörtern, ist der Autorin erstaunlich gut gelungen. Auf 159 Seiten werden die Fragen in acht Kapiteln beleuchtet, dabei nimmt jede Frage rund ein bis zwei Seiten ein.

Chronologisch werden folgende Themen behandelt: der Begriff des Rassismus, die geschichtlichen Hintergründe vor und nach der Zeit der Aufklärung, die sprachliche Beleuchtung des Rassismus, die Auswirkungen und Spuren von Rassismus, Widerstand, Erinnerung und Aufarbeitung, das Thema Migration, zuletzt ein Fazit und der Ausblick auf antirassistische Perspektiven.

Susan Arndt, die als Anthropologin und Ethnologin bereits weitere Bücher zum Thema verfasst hat, beleuchtet präzise und ohne Ausschweifungen die Hintergründe des Rassismus, sowohl in politischer und gesellschaftlicher als auch in religiöser und philosophischer Hinsicht. Ein besonderes Augenmerk legt sie dabei auf die Rolle der Sprache in Bezug auf die Legitimierung von Diskriminierung und Unterdrückung. Außerdem hebt sie die Doppelbewegung der Exotisierung und Dämonisierung hervor, durch deren Wechselspiel Rassismus erst funktionieren kann. Eine Hervorhebung spezieller (angeblicher) positiver Eigenschaften, wie zum Beispiel das besonders gute Rhythmusgefühl der Schwarzen, sei ebenso rassistisch wie die Unterstellung von Minderwertigkeit.

Am Ende wirft Susan Arndt einen Blick auf die Perspektiven antirassistischer Politik und reißt aktuelle Themenschwerpunkte an, wie zum Beispiel die Migrationspolitik, die Kopftuchdebatte und die Entschädigungsforderungen. Schön wären am Ende noch diverse Hinweise zu weiterführender Literatur gewesen. Alles in allem ein Werk, das Verhaltens- und Denkanstöße bietet, aber auch zu kontroversen Debatten anregt. Ein Buch, das in allen Schüler- und Lehrerbüchereien, in Universitätsbibliotheken und auf dem Schreibtisch der Politiker nicht fehlen sollte.